Das Jahr 1933

„Machtergreifung“

Kategorie: Das Jahr 1933

Reichspräsident Hindenburg ernennt am Morgen des 30. Januar Hitler zum Reichskanzler. Die Nationalsozialisten sprachen von „Machtergreifung“. In Wittlich gab es – folgt man der Parteipresse („Nationalblatt“) – „mächtige Kundgebungen“ sowohl am Abend als auch am folgenden Tag. Das bislang zentrumstreue „Wittlicher Tageblatt“ berichtet künftig regelmäßig über nationalsozialistische Aktivitäten, was vorher eher selten oder gar nicht der Fall war. Der bisherige Schriftleiter Ernst Meyer wurde entlassen – 1934 verlor Meyer auf Betreiben der Wittlicher NSDAP – weil „politisch nicht tragbar“ – auch seine Stelle beim Finanzamt.

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Eröffnung des neuen Reichtages

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Der 21. März 1933, Frühlingsanfang, Eröffnungstag des ersten deutschen Reichstages im Jahr 1871 und feierliche Eröffnung des neu gewählten Reichstages, wurde auch in Wittlich mit einem großen Umzug und einer Abendkundgebung auf dem Marktplatz gefeiert. Fast alle Wittlicher Vereine und Schulen waren beteiligt.

Zwei Tage später ließ Hitler das „Ermächtigungsgesetz“ beschließen, um sich diktatorische Vollmachten zu sichern. Allein die SPD-Fraktion stimmte gegen dieses fatale Gesetz.

Keine Ehrenbürgerschaft für Hitler

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Das Ansinnen der NSDAP-Fraktion, vor allem Hitler (zusammen mit Hindenburg) durch einen „Dringlichkeitsantrag“ vom 1. Februar 1933 zum Ehrenbürger Wittlichs zu machen, verhinderte die Zentrumsfraktion unter Leitung von M.J. Mehs bei der ersten Stadtverordnetensitzung Ende März 1933.

5 Ehrenbürgerschaft für Hindenburg und Hitler Auszug April 1933 500

Der Boykott gegen Juden vom 1. April 1933

Kategorie: Das Jahr 1933

Reichsweit wurden nach einem streng festgelegten Reglement Geschäfte, Betriebe und Kanzleien von deutschen Juden boykottiert. Mehs notierte in seinem politischen Tagebuch zu diesem „Schauspiel: Es ist ekelerregend, es ist unmenschlich, es ist unchristlich, es ist ein Schandfleck an der deutschen Kultur.“ Für Wittlich haben sich zehn Fotos zu dieser Aktion erhalten, auf denen die NS-Parolen gut zu lesen sind. Für überlebende deutsche Juden stellte dieser Tag eine tiefe Zäsur dar, zumal einige Vereine Ende April den „Arierparagraphen“ in ihre Satzung aufnahmen und damit verdiente jüdischen Mitglieder ausscheiden mussten. Ein erster antisemitischer Boykottaufruf, getarnt als „Mahnruf an Deutsche Christen!“, war schon zur „Notweihnacht“ 1931 in Wittlich zu lesen („Meidet das jüdische Warenhaus! Kauft bei Christen!“).

6 Deutsches Geschäft WTB 4.6.35 500

 

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Ablösung von Bürgermeister Neuenhofer

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Durch eine Intrige der Wittlicher „Mittelständler“ und der NSDAP-Fraktion wurde der noch gewählte, aber noch nicht im Amt bestätigte Bürgermeister Neuenhofer am 8. April 1933 seines Amtes enthoben. Die Vorwürfe der „Dienstpflichtverletzungen“ erwiesen sich als haltlos. Das war eine erste „Machtdemonstration“ der Wittlicher Nationalsozialisten. Neuenhofer, der sich in Wittlich besondere Verdienste in Schulfragen erworben hatte, wurde später Bürgermeister in Polch und ging 1942 im Auftrag der Partei als Revisor ins besetzte Luxemburg.

„Tag der nationalen Arbeit“

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1. Mai 1933
Dieser von den Nationalsozialisten umgestaltete „Kampftag der Arbeiterbewegung“ (seit 1890) wurde von den Nationalsozialisten zum gesetzlichen Feiertag erhoben. Auch in Wittlich war der 1. Mai 1933 ein besonderes Propagandaereignis mit Wecken durch die SA-Kapelle, Glockengeläut und Festgottesdienst, Pflanzen von Hitler- und Hindenburgeichen am Kriegerdenkmal, Festumzug und großer Kundgebung im „Kaisersaal“.

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Tag der Bücherverbrennung

Kategorie: Das Jahr 1933

10. Mai 1933
Bücherverbrennungen gab es vor allem in Universitätsstädten, organisiert vom NS-Studentenbund. In Wittlich wurden die Schulen aufgefordert, entsprechend der „Schwarzen Listen“ ihre Büchereien zu durchforsten und „undeutsche“ Bücher (dazu zählten in erster Linie Bücher jüdischer und linker Autoren) zu entfernen.

 

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Reichskonkordat

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vom 20. Juli 1933

Dieser Vertrag zwischen der Reichsregierung war auch das Ergebnis einer Annäherung zwischen NS-Regierung und katholischer Kirche, die zuvor ihre früheren Warnungen von dem Nationalsozialismus weitgehend zurückgenommen hatte. Die Kirche wollte zumindest ihre Seelsorge- und Verbandsarbeit schützen, war dafür bereit den „politischen Katholizismus“ zu opfern.

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Abstimmungen vom 12. November 1933

Kategorie: Das Jahr 1933

Zum einen sollte der von Hitler vollzogene Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund untermauert werden, zum anderen wurde der Reichstag neu gewählt. Hier konnte nur für Hitler gestimmt werden. Es gab es 3721 „Hitler“-Stimmen (91 Prozent) und 366 ungültige Stimmen. Die KPD-Ortsgruppe hatte mit Blick auf die Überwachung der Wahl und das nicht mehr gewährleistete Wahlgeheimnis in einem Flugblatt geschrieben: „Stimmt mit JA. Die paar Neinstimmen sind nicht so viel wert, wie ein einziges Leben eines unserer Genossen. Rot Front lebt!!!“

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Autor: Franz-Josef Schmit, November 2020

Literatur

  • Mehs, Matthias Joseph: Tagebücher vom November 1929 bis September 1946. Hrsg. von Günter Wein und Franziska Wein. 2 Bd., Trier 2011.
  • Petry, Klaus: Wittlich unter dem Hakenkreuz. 3. Teil der Stadtgeschichte. Wittlich 2009.
  • Zeitenwende. Das 20. Jahrhundert im Landkreis Bernkastel-Wittlich. Bearbeitet von Erwin Schaaf. Wittlich 2000.
  • Wein-Mehs, Maria: Juden in Wittlich 1808 – 1942. Wittlich 1996.
  • Einbezogen sind eigene Recherchen des Verfassers zum Nationalsozialismus in Wittlich.